Die Eckdaten von »Wenn dich jemand sieht«

Autor:
Henning Schöttke, geboren 1952, Wohnort Kronshagen bei Kiel. Studium der Mathematik und Musik auf Lehramt. Seit 1978 freiberuflicher Comic-Zeichner und Illustrator. Die Leidenschaft zum Schreiben packte ihn 2008. Bisher hat er sechs Romane und ein Dutzend Kurzgeschichten verfasst.
Internetseite: www.henning-schoettke.de

Titel:
Wenn dich jemand sieht, 242 Seiten

Verlag
dco-Verlag, Püttlingen, ISBN:978-3-910513-15-0

Preis: 15 Euro

Das Buch gibt es nur direkt beim Verlag oder über den Buchhandel zu beziehen.

Plots, die fesseln: Horror, KI, Mystisches und mehr

Die Vorteile von »Wenn dich jemand sieht« liegen darin, dass es sich um abgeschlossene Geschichten handelt. Für ungeduldige Menschen und solche, die wenig Zeit haben und schnell ermüden, eine super Sache. Eine Geschichte, die aus dem Rahmen fällt, ist die mit dem Titel »Das Bild des Untergangs«, die sich auch als Grundlage für einen Horrorfilm eignet. Hier geht es um ein schwarzes Puzzle, eine bizarre Legende um das teuflische N'khaah, das die Studentin Zora in seinen Bann zieht. Diese Story ist die längste in dem Buch und umfasst 69 Seiten. Sie endet im Inferno, dem Untergang, aus dem Zora gerade noch mal glimpflich davonkommt. Die Frage steht im Raum: Wird jetzt alles gut? Also, liebe Lesende, macht euch Gedanken, wie es weitergehen könnte...

 Kalte Schauer

Schon die erste Geschichte mit dem Titel »Sie war so sanft« aus dem Buch »Wenn dich jemand sieht«, verursacht Kälteschauer. Es geht um Organtransplantation. Sarah, die im Operationssaal dabei ist, hat die Wahrnehmung, dass die tote junge Frau Botschaften aussendet. Sarah beschreibt die Explantation so, als würde man ein Auto ausschlachten und empfindet den Vorgang so, als ob die Verstorbene ihren Unwillen darüber ausdrückt.

Dank IT und KI ist Analphabetismus kein Problem

Es kommt auch Humor in den Geschichten vor. Beispielsweise in der Story »Die kleinen Buchdinger«, wo es darum geht, dass der Protagonist, ein erfolgreicher Unternehmer, überhaupt nicht lesen und schreiben kann, ihn aber die Möglichkeiten der IT und KI über diese Schwäche hinweghelfen. Er landet auf einer Hütte im Gebirge, hat einen Unfall, kein Netz und kein Ladekabel fürs Smartphone. Früher hatte die Familie dort ihre Ferien verbracht. Es sind »die kleinen Buchdinger«, die Buchstaben, die er nicht erkennt und die daraus entstandenen Worte nicht lesen kann. Es fällt ihm schwer, sich ohne GPS zu orientieren, Aber letztlich gibt es hier ein Happy End. Ein Einheimischer hat das defekte Auto gefunden und die Ehefrau benachrichtigt. Sie kommt, hat ihr Handy dabei und alles wird gut!

Wer den Schaden hat...

 Finn, der Hauptakteur in »Wenn dich jemand sieht« - die Geschichte, die dem Buch den Titel gab -, ist ein Dieb, der in leere Häuser einbricht und sich mit dem Diebesgut über Wasser hält, macht sich Gedanken übers Elterngeld, weil seine Partnerin kurz vor der Entbindung steht. In seinen Gedanken konstruiert er mit einer fiktiven Sachbearbeiterin Dialoge. Es ist ihm klar, dass er Einnahmen nicht nachweisen kann, denn sie stammen aus dem Verkauf von geklauten Gegenständen. Er sinniert über die bürokratischen Hürden. In diesem Moment kommen zwei Männer ins Haus, vermeintliche Diebe, die dem Dieb Finn den Garaus machen könnten. Er flieht im Schweinsgalopp und nimmt sich vor, mit dem Einbrechen aufzuhören. 

 

Buchcover »Wenn dich jemand sieht«

(Bild: Ruth Weitz)

Bewertung der Rezensentin

Insgesamt ist die Zusammenstellung der Short-Stories und deren Inhalte gut gelungen. Die Schreibe ist wunderbar. Sätze wie »ihr Blick verengte sich und sie heftete ihn auf die Sonnenflecken, die auf dem Kühlschrank tanzten« sind bildhafte Sprache, bei der sich die Lesenden die Situation genau vorstellen können. Was gut gefällt, ist die unterschiedliche Herangehensweise und die Entwicklung der einzelnen Geschichten mit teils verblüffender Wendung. Wirklich klasse und Kopfkino in bester Form. Zart besaitete Charaktere mit blühender Fantasie sollten »Wenn dich jemand sieht« nicht als Bettlektüre lesen. Tagsüber darin zu schmökern, ist okay, wenn die Nacht noch fern ist. 

 Fürs Buch vergebe ich fünf Sterne *****

Krimifreundin, am 02.03.2024
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