Schon in früheren Veröffentlichungen hat Harald Welzer solche Themen aufgegriffen. Der Futurzwei-Zukunftsalmanach 2013: Geschichten vom guten Umgang mit der Welt und Selbst denken: Eine Anleitung zum Widerstand.

Was gibt's zu lesen?

Die beiden Autoren Sommer und Welzer haben das Buch in acht Kapitel gegliedert.

In der EinleitungRaubbau an der Natur wird aufgezeigt, was warum zu transformieren ist. Im zweiten Kapitel wird die Alternative "by design or by desaster" erörtert. Drittens wird die Frage gestellt, ob die Menschheit bisher aus der Geschichte gelernt hat. Das viertel Kapitel kritisiert zurzeit vorherrschender Transformationsvisionen, die im Grunde "Greenwashing" und "Weiter so!" propagieren. Das fünfte Kapitel wird soziologisch. Es behandelt die Eigendynamik gesellschaftlicher Entwicklungen als Verflechtungszusammenhänge. Das sechste Kapitel ist ein Kern zu Themas Transformationsdesign. Hier geht es um die Frage, wie Reduktion gestaltet werden kann. Im siebten Kapitel wird Heterotopie als Gesellschaftsdesign propagiert. Durch Dezentralisierung und Regionalisierung soll "weniger ist mehr" gesellschaftlich organisiert werden. Das letzte und achte Kapitel zieht ein Resümee.

Die Autoren

Harald Welzer ist Professor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg und Mitbegründer und Direktor der Stiftung Futurzwei. Bernd Sommer ist Leiter des Forschungsbereichs Klima, Kultur und Nachhaltigkeit am Norbert Elias Center (NEC) der Europa-Universität Flensburg.

Was gefällt dem Rezensenten – was nicht?

Der Analyse der Autoren ist aus soziologischer und politischer Sicht weitgehend uneingeschränkt zuzustimmen. Nachhaltigkeit ist zur hohlen Werbephrase verkommen. Wir brauchen eine Postwachstumsökonomie. Moderne Gesellschaften müssen sich vom Ideal der ständig wachsenden Wirtschaft verabschieden. Sonst gibt es keine humane Zukunft, sondern eine gesellschaftliche Katastrophe. Dazu braucht es auch mutige Menschen, die das aussprechen.
Was nicht gefällt, ist der Jargon. Das Buch ist gespickt mit Anglizismen und Begriffen, die Termini vorgeben zu sein, aber unbestimmt bleiben. Unbeantwortet bleibt die wichtige Frage: Wie sollen wir Bürger den Machthabern und Wirtschaftsmagneten beibringen, dass sie uns in eine Katastrophe steuern? Mit Teilen eines Autos ("car sharing"), Sitzen auf aus Kuhleder geklöppelten Sofas und Essen von regionalem Gemüse und Obst? Vergleichbares gab es in den 1960er und 1970er Jahren auch schon. Die damalige Jugend trägt heute Außenministerarmani, sitzt untätig auf lukrativen Posten im europäischen Parlament oder berät russische Ölmagnaten.

So ich das Buch lesen?

Auf jeden Fall. Es enthält zahlreiche Denkanstöße. Darüber müssen wir diskutieren. Erst in der Diskussion nehmen wir unsere demokratischen Rechte wahr. Erst, wenn wir mit unseren Gedanken an die Öffentlichkeit gehen, werden wir – not-wendig im wahrsten Sinne des Wortes – politisch. Unsere Nöte müssen wir selber wenden. Die Machthaber und Finanzbosse werden das nicht für uns tun – denen geht es gut. Ihnen ist – wie den biologischevolutionären Zeitläuften – die Zukunft egal. Vielleicht wird eines Tages – hoffentlich rechtzeitig – einer der Leser eine praktische Anleitung für Transformationsdesign schreiben, die dann in der Praxis verwirklicht wird.

Bibliografische Angaben

Welzer, Harald & Bernd Sommer:

Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne. – oekom Verlag München, Reihe: Transformationen Band 1. Hardcover 236 Seiten.

ISBN 978-3-86581-662-7 . – 19,95 Euro (als Kindle-E-Book 15,99)

Autor seit 10 Jahren
24 Seiten
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