Lektorat und Korrektorat - Qualitätsmanagement

Ohne Korrektorat wird unmittelbar offensichtlich, wenn ein Autor geschludert hat und Sorgfalt vermissen ließ. Mangelhaft korrigierte Texte spiegeln zurück auf ihren Inhalt: In aller Regel will ich Texte mit schlechter Orthografie und Grammatik nicht lesen.

Hier können Autoren sehr viel selbst beisteuern für einen guten Eindruck ihrer Werke.

Wenn nun die Notwendigkeit eines Korrektorats legitim erscheint, warum argumentieren oder wehren sich Autoren dann so oft vehement gegen ein Lektorat?

Raus dem Elfenbeinturm - Nie wird Kritik wohlwollender sein als durch deinen Lektor

Schreiben – eine einsame Angelegenheit (Bild: johannes flörsch)

Ängstlichkeit, als Sensibilität getarnt - Angst vor der Wahrheit?

Mein leiser Verdacht: Viele Autoren sind ängstlich. Sie stehen nicht wirklich hinter ihren Texten oder, schlimmer noch: Sie ahnen, dass die Texte nie so gelungen sind, wie sie es selbst sich wünschen. Und nun kommt der Trugschluss: Statt das Lektorat als Chance zu begreifen, aus der Vorlage das Maximum herauszuholen, beharren diese Autoren darauf, ihr Werk sei mehr oder weniger "perfekt". 

Da wird dann argumentiert, ein Lektor würde den Sinn nicht verstehen, die Absichten missdeuten, das Werk glattschleifen oder in Richtung "Mainstream" schubsen wollen. Ein "guter" Lektor tut nichts dergleichen.

Ein guter Lektor erkennt die Absichten, oder er recherchiert sie und fragt beim Autor nach. "Wohin möchtest du mit deinem Buch, mit deinem Text, mit deiner Geschichte? Was ist deine Absicht?"

Es ist eines der großen Mysterien des Schreibens, dass die wenigsten Autoren eine Antwort auf diese Frage wissen.

Lektorat: eine ziemlich spannende Reise

Klassiker sind deshalb Klassiker, weil sie ein grundsätzliches Anliegen erzählen. Wie das geschieht, ist von Autor zu Autor verschieden: Krieg und Frieden; Vom Winde verweht; Die Blechtrommel … Wenn dir heute noch gefällt, wie(!) diese Autoren geschrieben haben, so ist das deine persönliche Vorliebe, und vielleicht hast du noch nicht die richtigen Gegenwartsbücher entdeckt, die diesen Monumenten nahe kommen. Ich kann nur sagen, und wieder weiche ich auf die Musik aus: Heute wird auch nicht mehr in der Sonatenhauptsatzform des 19. Jahrhunderts komponiert – aber noch immer befruchtet sie Aufbau und Ablauf von Kompositionen.

Hebamme, Geburtshelfer, Mentor: dein Lektor

Was für die Musik gilt, gilt auch für das geschriebene Wort, solange es nicht Lyrik ist oder irgendwie sonst kontur- und formlos: Es schöpft aus der Vergangenheit und erzählt im Duktus unserer Zeit. Oft sehr rasch und oft sehr komprimiert. Das gilt besonders für den Spannungsroman. 

Wenn dir als Leser die breitfließende Erzählweise eher behagt, dann ist das so (Donna Tartt ist mit ihrem "Distelfink" so ein Buch gelungen). Und es ist in Ordnung. Wenn du selbst schreibst und bei deinen Lesern ähnliche Gefühle hervorrufen willst, dann musst du so schreiben.

Wenn du aber jemanden packen willst und in den Sessel zwingen, dann musst du Benzin tanken mit hoher Oktanzahl und den Nürburgring für die Fahrt absperren lassen, denn nun betrittst du die Strecke, und dann gibt es kein Halten mehr.

Großartig und mit viel Gefühl geschrieben: Der Distelfink
Der Distelfink: Roman

Und hier, und nur hier, liegt die Entstehungsgeschichte des "Show! Don't tell!" Sie ist kein 1. Gebot des Schreibens. Aber wenn du spannend schreiben willst, kommst du an dieser Formel nicht vorbei.

Und das ist es, wobei dir dein Lektor helfen kann, denn er ist manchmal der erste, der dein Werk zu Gesicht bekommt: "You never get a second chance to make a first Impression!" (Für einen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance). Ein Lektor wird dir helfen, deine Absichten in die Welt zu setzen. Er ist Geburtshelfer, Hebamme, Mentor. Und er hat nur ein Ziel, genau wie du: dass das Kind, das du geschaffen hast, das beste der Welt sein soll.

Vertrau ihm. Dann wird das Lektorat auch gut.

Mehr über meine Arbeit als Lektor

Wie ich als Lektor arbeite, erfährst du auf meiner Homepage.

Homepage des Autors

Homepage des Autors (Bild: © johannes flörsch – wortport.de)

jofl, am 14.07.2013
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Autor seit 13 Jahren
122 Seiten
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