Als echter Franke weiß ich von Klein auf, was ein Bocksbeutel ist. Wenn am Abend Besuch kam, machten die Eltern eine Flasche davon auf, für phantasielosere Zeitgenossen ist er eine dankbare Geschenkidee und gut schmecken tut er obendrein, wie man dann später als Erwachsener selber feststellen konnte. Warum Weine nun in normalen Flaschen oder im Bocksbeutel verkauft wurden, hat man nie hinterfragt (ich zumindest nicht). Ich für meinen Teil dachte immer, es ist eine Frage des ästhetischen Geschmacks und dem Weinhersteller gefiele eben die eine Form besser als die andere.

Kleine Überraschung nach der Recherche:

So ist es gar nicht!

Woher kommt der Bocksbeutel?

Der Bocksbeutel ist eine Flasche ganz spezieller Form. Sie stellt wohl eine Weiterentwicklung der früheren Kugelflaschen dar. Vielleicht sind sie auch dem Vorbild von Feldflaschen nachempfunden. Sie ist flachgedrückter als eine Kugelflasche und heißt daher auch offiziell "Flachkugelflasche". Vermutlich wurde sie früher schon benutzt, vor allem um Weine gut transportieren zu können, denn die Bocksbeutelflasche kann nicht wegrollen, was den Transport wesentlich vereinfacht. 

Herkunft

Ein keltisches Tongefäß aus der Zeit um 1400 ist die älteste bekannte Kugelflasche und wurde in Franken gefunden. Seit 1728 ist der Bocksbeutel eine Weinflasche für fränkische Weine. Zu dieser Zeit beschlossen die Stadtältesten, dass nur die besten Weine Würzburgs darin abgefüllt werden dürfen.

Mittlerweile ist es so, dass diese Flaschenform in Deutschland nur für Weine aus bestimmten Anbaugebieten verwendet werden darf. Das sind hier Weine aus Franken und aus Baden, aber auch einige wenige ausländische Weine (sofern diese traditionell ebenfalls im Bocksbeutel abgefüllt werden, wie beispielsweise einige Portugieser). Geblieben ist jedoch die Vorgabe, dass es sich beim Bocksbeutelwein um einen qualitativ hochwertigen Wein handeln muss, der mindestens 72 Grad Oechsle Mindest-Mostgewicht enthalten muss und damit über dem Standard eines Qualitätsweines liegt. Zudem ist die Flasche genormt, ein normaler Bocksbeutel fasst immer 750 Milliliter. 

Der Bocksbeutel und sein Name

Woher der Name für den Bocksbeutel kommt ist nicht sicher geklärt. 

  • Booksbüdel: Die niederländische Bezeichnung für einen Bücherbeutel beschreibt ein Transportbehältnis für Bücher und stammt aus der Zeit vor der Reformation. Ratsherren trugen ihre Bücher in einem solchen Beutel mit sich, wenn sie zu ihren Versammlungen gingen. Aus diesem Erklärungsansatz ließe sich dann auch die Begrifflichkeit für einen altbackenen, konservativen und festgefahrenen Denkansatz ableiten, nämlich den der "Bocksbeutelei". 
  • Im wörtlichen Sinn: Der Beutel eines Bocks, also wäre der Hodensack eines Ziegenbockes gemeint. Ob das allerdings auch als Transportgefäß genutzt wurde, darüber lässt sich keine Angabe finden. Vielleicht wurde die Bezeichnung für die Flasche auch nur wegen ihrer optischen Ähnlichkeit mit eben diesem Hodensack verwendet.

 

Sonja, am 11.02.2017
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Bildquelle:
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